14.5.12

gedenke, dass du sterblich bist!

erst wollte ich euch eine predigt halten, nu lass ich's.
stattdessen ein bild, ein wort und ein gedicht von fontane.












kompostierung






Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit,
Und die Birnen leuchteten weit und breit,

Da stopfte, wenn’s Mittag vom Thurme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: „Junge, wist’ ne Beer?“
Und kam ein Mädel, so rief er: „Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick hebb’ ne Birn.“

So ging es viel Jahre, bis lobesam
Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam.
Er fühlte sein Ende. ’s war Herbsteszeit,
Wieder lachten die Birnen weit und breit,

Da sagte von Ribbeck: „Ich scheide nun ab.
Legt mir eine Birne mit in’s Grab.“
Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus,
Trugen von Ribbeck sie hinaus,
Alle Bauern und Büdner, mit Feiergesicht

Sangen „Jesus meine Zuversicht“
Und die Kinder klagten, das Herze schwer,
„He is dod nu. Wer giwt uns nu ’ne Beer?“

So klagten die Kinder. Das war nicht recht,
Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht,

Der neue freilich, der knausert und spart,
Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt,

Aber der alte, vorahnend schon
Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn,
Der wußte genau, was damals er that,

Als um eine Birn’ in’s Grab er bat,
Und im dritten Jahr, aus dem stillen Haus
Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus.

Und die Jahre gehen wohl auf und ab,
Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab,

Und in der goldenen Herbsteszeit
Leuchtet’s wieder weit und breit.
Und kommt ein Jung’ über’n Kirchhof her,
So flüstert’s im Baume: „wiste ne Beer?“
Und kommt ein Mädel, so flüstert’s: „Lütt Dirn,

Kumm man röwer, ick gew’ Di ’ne Birn.“

So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.




rot, kitschig und gezeichnet.

sonnenuntergang auf der warschauer, ein klassiker. das hat mich zum fotografieren und zeichnen inspiriert. der sonnenuntergang war wirklich in echt da, die skyline habe ich aus der zeitung geklaut und reinkopiert.
na ja, ihr macht euch sowieso euer eigenes bild.
manchmal ist die sonne eben größer.



orginal:





kitschig:




bleistift zeichnung:









5.5.12

wo hört der honig auf..




endlich spricht es mal einer aus, habe ich mir gedacht, als ich die frage, den ausruf an einer toilettentür gesehen habe. eine antwort habe ich aber auch nicht. ich nehme an, die grenze ist zähfließend.



das nächste bild zeigt ein plakat, das an der scheibe des ehemaligen mc-standorts am frankfurter tor hing und beweist, friedrichshainerInnen haben humor. 






und da ich gerade dabei bin, hier noch ein bedrohte-wildniss-in-der-stadt-bild zum schluß.






4.5.12

enjoy the climate change


das war doch kein winter!
und im april erst unter null, am ende dann wieder 30 grad..
der sommer wahrscheinlich wieder verregnet.
und wer gießt meine blumen, wenn ich weg bin?
wer kümmert sich um meine katze?
ich habe leider keine.
brandenburg, das land der seen hat wassermangel.
versteppung, wüste
hautkrebs, smog
alle an die ostsee, da ist ja ein heißerer sommer, als in italien. #damals..
#damals war weniger #früher.

ihr wisst warum.





die entscheidung



Ruth konnte sich noch nicht entscheiden. Aber ich habe ja noch Zeit, dachte sie sich.
Der Weg würde noch ein paar Minuten dauern. Sie hatte also keine Eile. Mit Entscheidungen tat sich Ruth häufiger schwer. Während sie so ging, dachte sie: Es gibt ja meist für beide Seiten gute Argumente und die wollen erst gegeneinander abgewogen sein. Die Entscheidung soll ja gut überlegt, nicht blindlings erfolgen. Ich will ja keine Fehlentscheidung treffen! Einige Fehlentscheidungen kann man natürlich rückgängig machen, bei anderen bleibt einem wenigstens Schadensbegrenzung, doch bei manchen muss man die vollen Konsequenzen tragen. Diese Verantwortung sich selbst gegenüber machte es ihr nicht gerade einfacher.
Ruth hatte sich kürzlich mit ihrem Bekannten Mirko genau darüber unterhalten. Der war der Meinung, es sei wichtig in jedem Fall eine Entscheidung schnell zu treffen und dann dazu zu stehen. Denn wer selbst keine Entscheidung trifft, für den tuen es andere, dann aber eben zu ihrem Vorteil. Das sei besonders im Krieg zu beobachten. Auf eine gewisse Art hatte Ruth diese Auffassung imponiert. Doch ihr Ding war das eben nicht. Wenn sie jetzt nochmals darüber nachdachte, fand sie diese Auffassung auch gar nicht mehr so bewundernswert. Sie dachte sich: Erstens ist ja kein Krieg. Zweitens kann dieses spontane, unüberlegte Entscheiden unabsehbare Konsequenzen mit sich bringen. Außerdem erschien ihr dieses „unbedingt entscheiden wollen und müssen“ inzwischen auch als Folge des unzeitgemäßen „ein richtiger Mann sein wollen und müssen“. Also eine neurotische Zwangshandlung, der patriarchalischen Erziehung entspringend. Daher auch Mirkos Bezug auf den Krieg. Gut, sie kannte Mirkos Vater und Familie nicht so gut, dass sie sich da ein Urteil erlauben durfte. Und wenn andere für einen entschieden, bedeutet das ja nicht immer nur Nachteile, man ist dann auch in gewisser Weise vom Entscheidungszwang befreit. Überhaupt, oft genug kam es vor, dass profilierungssüchtige Männer über unwichtige Entscheidungen lange diskutierten und sogar stritten, während Ruth sich da lieber raus hielt, da ihr der allgemeine Frieden oft wichtiger war. Und das fand Ruth nun wirklich wichtig, dass man zum Wohle Aller die eigenen egoistischen Interessen auch mal zurückstellen konnte. Das war eine Eigenschaft an ihr, die sie selbst sehr schätzte und als Stärke, nicht als Schwäche sah! Wenn man selbst nicht entscheidet, entscheiden ja auch nicht immer die anderen, sondern eben mal der Zufall, oder die Bestimmung.
Offen für was Neues sein. Sich auch mal überraschen lassen können! Oder sich aber Rat beim Fachmann suchen. Man kann sich ja auch für etwas entscheiden, was von anderen schon für gut befunden wurde.
Ruth war einem Expertenrat nicht grundsätzlich abgeneigt. Es fing an zu tröpfeln, Ruth ging ein bisschen schneller. Nur noch ein paar Schritte, dann war sie an ihrem Ziel. Sie fragte: Was empfehlen sie? Die Verkäuferin sagte: Zitrone, sauer macht lustig! Ruth kaufte zwei Kugeln Zitroneneis und fragte sich dann auf dem Rückweg, warum sie nicht wie immer Vanille genommen hatte, das ihr eben doch am besten schmeckte.



"neues leben im alten schlachthof"


inzwischen ist der slogan von vor 10 jahren realität geworden.
die vorstellungen vom leben in der großstadt berlin gehen natürlich weit auseinander.
der abgrund klafft aber nicht zwischen berlinern und zugezogenen.


die ganze siedlung erinnert (noch?) an simcity, an einen baukasten mit 10 teilen ,







an anderen ecken an eine kleinstadt-hochhaussiedlung.






eher klebrig finde ich die bunten reihenhäuser.






die versuche, gegen die  gentrifizierung zu protestieren, gehören bestimmt für einige der bewohner der siedlung zum charme ihrer wohnlage.






und wenn die welt doch untergeht, trifft man sich eben zur bunkerparty (bei neckermann buchen!1!).